Das Ende einer langen Reise - mit positiven und negativen Momenten!

Hallo hallo nach Deutschland und liebe Grüße aus New York! Inzwischen ist unsere Reise durch Kanada beendet und wir sind schon wieder seit einigen Nächten in den USA. Doch natürlich wollen wir nicht vergessen, euch zu erzählen, was wir noch so in Toronto erlebt haben - kurz zusammengefasst: es war sehr turbulent und die letzten beiden Tage vor dem Abflug waren der absolute Horror und die ersten beiden Pechtage der ganzen Reise…

Doch gehen wir erst noch einmal zurück nach Toronto: nachdem wir aus Detroit sobald es ging, wieder abgereist waren, konnten wir eine Nacht in London verbringen - Paris, Cambridge, Wittenberg und Potsdam gab es in der Nähe übrigens auch…
Der nächste Tag wartete dann mit dem absoluten Highlight der ganzen Gegend auf - bevor es nach Toronto ging, statteten wir nämlich den Niagarafällen noch einen Besuch ab. Wir haben zwar schon so einige Wasserfälle gesehen, doch die Niagarafälle sind definitiv die beeindruckendsten gewesen! Mit ihren 50 Metern Höhe nicht besonders hoch, sorgen sie doch mit fast 1 km Länge für ein imposantes Bild - selbst, wenn man nur von oben herabsieht.


Niagara Falls

Beobachtungstour


Das Geld für die Bootstour zum Fuße des Wasserfalls und den Gang bis zum Rand des herabfließenden Wasserstromes kann man sich getrost sparen, Fotomotive sind von oben durchaus bereits sehr schön und man hat noch genügend Kleingeld, um es im nahgelegenen Restaurant in ein Jumbo-Familienmenü Pizza und Pommes anzulegen :p







Niagara Falls - Town

Gegen Abend erreichten wir dann die Mega-City von Toronto, die uns mit ihren riesigen Autobahnen, die durch die ganze Stadt auf einer hohen Plattform verlaufen, einen fulminanten Abschluss unserer Langstreckentouren mit dem Auto bescherte. Doch auch hier sollte uns vor allem das Duschproblem wiederholt Sorgen bereiten…so fanden wir leider kein Schwimmbad wie in Vancouver, dass nah genug an der Innenstadt lag und einen Parkplatz zum Übernachten bot. 


Skyline von Toronto


Auch die Fahrt durch die Stadt ist in Toronto wesentlich stressiger als in Vancouver, sodass wir uns schlussendlich auf einem Parkplatz niederließen, der wenigstens eine große Einkaufs-Mall mit Waschräumen, einem Fitnesscenter (zum Duschen) und einem Tim Hortons für den Kaffee am Morgen bot und für die letzte Zeit in Kanada unser Stammplatz werden sollte, denn auch an den nächsten Tagen sollte die Suche nach einem ordentlichen Schwimmbad mit Übernachtungsmöglichkeit erfolglos bleiben,


Großstadtleben


Am nächsten Tag ging es zum Erkunden in die Stadt, wir fuhren zum absoluten Highlight in Toronto, dem CN-Tower (allerdings ohne Auffahrt), in einen schönen Park und beschlossen anschließend kurzfristig am Nachmittag zum Football zu gehen. Die Karten waren ruckzuck im Internet gekauft und nach einem deftigen Mittagessen in Torontos größter Shoppingmall (Eaton Center, vor allem bekannt durch die Plastikskulptur eines Vogelschwarms im Eingangsbereich) ging es zum BMO-Field, wo das Spektakel der Toronto Argonauts gegen die Edmonton Eskimos ausgetragen werden sollte.


CN-Tower mit Rogers Center

Eaton Center
Football im BMO-Field-Stadium

Prost

Typische Anfangsshow vor dem Spiel

Die Argos

Der Stadionbesuch war ein voller Erfolg, die Kanadier ließen sich - vor allem bei der Anfangsshow - nicht lumpen und so sahen wir Cheerleader-Choreos, hörten die kanadische Nationalhymne gesungen von eine General der Royal Armed Forces und sahen die Spieler sich aufstellen, während alle jubelten und ein Flugzeug der Royal Air Force über das Stadion donnerte. Das Spiel war sehr interessant und auch die Regeln erklärten sich mit etwas Vorwissen recht schnell! Tolles Erlebnis!! Die Argos gewannen übrigens souverän - aber bei den Cheerleaderinnen als Mutmacher?! — Kein Wunder!

Platz vor der New City Hall

Natürlich ließen wir uns dafür am nächsten Morgen ordentlich Zeit und starteten erst gegen Mittag in die Innenstadt. Da die Fähren nach Toronto Island überfüllt waren, machten wir einen kleinem Spaziergang am Wasser entlang zum Harbourfront-Center, zu einer alten Fabrik, die inzwischen ein Museum für zeitgenössische Kunst ist und durch einige schöne Parks. Schließlich gab es ein kühles Steam Whistle Pilsner (lokales Bier aus Ontario) in der Steam Whistle Brewery, die direkt am Roundhouse, einem alten Lokomtivschuppen mit vielen alten Eisenbahnen, liegt. Danach sahen wir uns das kulturelle bzw. Künstlerische Viertel der Stadt an, wo sich auch die Fakultät der Künste und einige sehr interessante Gebäude befinden. Auch die Old und die New City Hall sind dort in der Nähe. In direkter Nachbarschaft dazu liegt Chinatown mit vielen Essens- und Krimskramsläden. Nach dem Abendessen ging es natürlich zum NFL-Schauen in eine Bar!!

Züge am Roundhouse

Art Gallery of Toronto

Old City Hall

New City Hall





Der nächste Tag bescherte uns einiges an Stress, denn es ging darum, unser Auto im neuen Bundesstaat Ontario durchchecken zu lassen, was man immer machen muss, bevor man sein Auto in einem anderen Bundesstaat als vorher anmelden muss. Das kostete uns nicht nur einiges an Geld, sondern auch ca. 8 Stunden Zeit, die wir zur Werkstattsuche benötigten und auf die Fertigstellung des Checks warteten. Zum Glück war alles zu 100% super mit dem Auto und wir hatten endlich unsere Bescheinigung.
Mit dem frisch durchgecheckten Auto ging es dann zum Universitätscampus von Toronto, mit Blick auf den CN-Tower und umgeben vom Queens Park. So ließen wir den Abend dort ausklingen und fanden sogar noch einen Laden, in dem es Berliner Currywurst und Deutsches Bier gab :)

CN-Tower

Frühschoppen auf Toronto Island

Am nächsten Tag besuchten wir Toronto Islands, eine kleine Inselgruppe, die der Stadt im Lake Ontario vorgelagert ist. Sie reizt mit einem Vergnügungspark, aber auch einigen Bars und viel Platz zum Radfahren, laufen, im Park sitzen und baden am Strand. Nach dieser gelungenen Erfrischung ging es am Abend wieder zurück nach Toronto und wir machten das Auto bereit, um es am nächsten Tag an Martha, Paula, Philipp und Paul zu übergeben, die nun ein Jahr in Kanada sind und das Auto somit mehr brauchen als wir :D
Im Rogers Center wartete dann ein weiteres Highlight auf uns - das Baseballspiel der Toronto Blue Jays gegen die Kansas City Royals. In dem anfangs eher schleppenden, aber später sehr interessanten Spiel dominierten die Blue Jays und sorgten für viel Jubel und sogar zwei Homeruns!!!


Idylle auf Toronto Islands






Rogers Center - Toronto Blue Jays

Baseball im Rogers Center



Doch der nächste Tag sollte nicht so einfach werden, wie gedacht. Während der Autokauf und die Anmeldung in BC kein großes Thema und innerhalb von 2 Stunden erledigt sind, sollte dies in Ontario der reinste Horror werden, unendlich Nerven kosten und uns nah an den Rand der Verzweiflung treiben.
Wir hatten eigentlich alles, was wir brauchten, zumindest in BC: Käufer (die sich vorher das Auto angesehen und es für gut befunden hatten), Verkäufer (ebenfalls glücklich - noch), den Safety Check (im Verlauf erwies sich die Mühe dafür als umsonst), ein Auto (das war das Problem, aber natürlich konnte es nichts für den Schlamassel), einen Kaufvertrag und auch genug Zeit (die sollten wir brauchen).

Nachdem die erste Versicherung geschlossen war und uns die zweite zur Zulassungsstelle geschickt hatte, durften wir dort erst einmal eine Stunde anstehen. Als wir endlich dran waren, erfuhren wir, dass wir zuerst die Versicherung abschließen müssen, was nicht an der Zulassungsstelle (wie in BC), sondern nur an Privatstellen möglich ist. Die vierte Versicherung war dazu nicht befugt und schickte uns weiter. Inzwischen war der halbe Tag rum, zahllose Telefonate und keine Mahlzeit seit frühmorgens hatten uns etwas demotiviert. Doch der Hammer sollte uns erst noch treffen:
Bei Versicherung Nummer 4 (letzte Hoffnung!!!) erfuhren wir, dass zum Abschluss einer Versicherung, die wiederum zur Zulassung nötig ist, NUR in Ontario eine Drives License (Fahrerlaubnis) aus ONTARIO nötig ist, die natürlich niemand von uns hatte. Und an unserem letzten Tag noch auf die Übertragung des Führerscheins zu warten oder nochmals einen Fahrtest zu machen, kam zeitlich und rein logisch nicht infrage. Am Ende unserer Kräfte und Nerven saßen wir also um 16 Uhr nachmittags da:



Wir hatten ein verkauftes Auto, alte Kennzeichen (zum Glück noch 1 Monat gültig, ebenso wie unsere alte Versicherung aus BC), keine neue Versicherung, einen Kaufvertrag, der uns nichts brachte, da das Auto ohne Versicherung nicht übertragen werden konnte und sechs hoffnungslose Menschen, die wieder einmal die Behörden Kanadas aufs Negativste kennengelernt hatten. Feststand, dass das Auto nicht bis zum nächsten Tag gemeldet sein würde, aber unser Flieger ging schon - das stand fest!
So entschieden wir uns zur heikelsten und gleichzeitig einzigen Lösung des Problems:


Martha stand als rechtmäßige Käuferin und Eigentümerin des Autos auf dem Papier, damit war es  für die vier nur möglich, mit dem Auto, unter unserem BC-Kennzeichen und mit unserer BC-Versicherung in den nächsten Bundesstaat Quebec zu fahren (Montreal, nächste Stadt in Quebec, ist gute 500 km von Toronto entfernt) und dort nochmals einen Safety Check zu machen, eine Versicherung abzuschließen (dort mit int. Führerschein möglich), das Auto in Quebec zu übertragen und anzumelden und endlich die Kennzeichen zu erhalten, mit denen sie das Jahr fahren konnten.


Um 6 an unserem letzten Abend ging es dann für uns zwei los mit Packen, Auto aussaugen und alles zur Übergabe am nächsten Morgen bereitzumachen. Waschanlage war leider zu dem Zeitpunkt gestorben - nachdem wir unser Zeug in die Rucksäcke gepackt hatten (in den über 2 Monaten war einiges dazugekommen…) und das Auto zumindest innen tiptop aussah, ging es das erste Mal am Tag etwas ordentliches Essen - eine Bar, zwei Bier, ein paar Burger und nette Menschen - so verlief unser letzter Abend in Kanada aus!


Am nächsten Morgen holten wir um halb 7 Martha etwas außerhalb von Toronto ab und machten uns auf dem Weg zum Flughafen. Dort verabschiedeten wir uns und Martha konnte das Auto mitnehmen - so ging unser kanadisches Abenteuer zu Ende, für unser geliebtes Auto ging es weiter und für Martha, Paula, Philipp und Paul ging das Abenteuer erst los.

Verabschiedung von Kanada und Paula und Martha

Doch auch am Flughafen sollte es noch einmal etwas Stress geben, denn mit einem fast 28 kg Rucksack, konnten wir natürlich nicht am Check-In vorbei. Nach etwas gestresstem Umpacken waren wir beide bei gut 24 kg und dank einer überaus netten und mitleidigen Flugbegleiterin durften wir mit diesem Aufgabegepäck und etwas mehr Handgepäck in den Flieger - ohne die jeweils 100 Dollar Übergepäckgebühr bezahlen zu müssen… ein bisschen Glück hatten wir also doch!

Unser Übergepäck...


...aber trotzdem ist die Laune super!!


Das Abenteuer in Kanada ging endgültig zu Ende - wir waren schon etwas traurig und ziemlich geschafft, die letzten Tage, in denen wir Kanada, das uns so ans Herz gewachsen war, gar nicht mehr richtig genießen konnten, forderten ihren Tribut. Und doch verließen wir Kanada mit einem Lächeln - nicht nur, weil wir uns auf New York freuten, sondern auch, weil es wieder ein riesengroßes Stück Richtung Heimat ging, zurück in Richtung unseres eigenen Bettes, in einem Haus, in einer gewohnten Umgebung.



Kanada hat uns viel gezeigt - hat uns zusammengeschweißt, wir haben so viel Gutes, ganz wenig Schlechtes erlebt, unzählige liebe und tolle Leute getroffen, die wir nie vergessen werden - und doch ist unser Zuhause woanders! Doch vergessen werden wir Kanada niemals! Es ist ein Teil unsere Lebens - ein großer und ein wichtiger Teil unsere Lebens. Die Erfahrungen möchten wir niemals missen!



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